1530
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Reformation in Minden. Die neue Lehre braucht eine neue Schule. Die Mindener Ratsschule ist die älteste ihrer Art westlich der Weser. Unterrichtsfächer Religion, Latein, Singen, Griechisch, Hebräisch. In einer Elementarklasse werden Lesen und Schreiben gelehrt. Lehrpersonal ein Schulmeister (Magister Artium) und drei „Gesellen".
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1545-1565
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Magister Hermann Huddaeus leitet die Schule. Er gilt als einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit. Vermutlich unter ihm wurde aus der Ratsschule ein gelehrtes Gymnasium, das ein weites Einzugsgebiet hatte.
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1577
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Magister Johann Walter unterzeichnet als Rektor mit seinen vier Kollegen die Konkordienformel. Damit bekennt sich das Mindener Gymnasium öffentlich als eine Schule, die das strenge Luthertum vertritt.
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1630
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muss die Hundertjahrfeier des Gymnasiums ausfallen. Wir sind mitten im Dreißigjährigen Krieg. Die evangelische Stadt Minden ist von katholischen kaiserlichen Truppen unter General Tilly besetzt. Man hatte damals andere Sorgen.
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1684
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Rektor Bertram Oldecop fordert, wenigstens die vaterländische Geschichte in den Lehrplan des Gymnasiums aufzunehmen.
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1730
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wird der 200. Geburtstag des Gymnasiums gefeiert. Die Festrede hält Rektor Johann Ludolph Bünemann. Er ist auch der Verfasser der ersten Geschichte der Schule, die im gleichen Jahr in lateinischer Sprache erscheint.
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1789
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Am Mindener Gymnasium findet erstmals eine sogenannte Abiturprüfung statt.
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1792
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Karl Philipp Reuter übernimmt die Leitung der Schule. Das Gehalt eines Rektors bekommt er aber erst ab 1801, nachdem sein Amtsvorgänger durch den Tod die Gelder freigemacht hat.
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1811
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Minden ist für kurze Zeit Teil des Kaiserreichs Frankreich. Das Gymnasium befindet sich in einem heruntergewirtschafteten Zustand und steht kurz vor der Schließung. Hoffnung keimt auf, als bekannt wird, dass die Schule zu einem kaiserlich-französischen Lyzeum umgewandelt werden soll. Dazu kommt es jedoch nicht mehr.
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1822
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Das Berliner Kultusministerium schickt Dr. Siegmund Imanuel als neuen Schulleiter nach Minden. Mit dem Titel eines Direktors soll er das heruntergekommene Gymnasium wieder auf Vordermann bringen. O-Ton Imanuel „Denken Sie sich, dass wir für den Augenblick nur 5 Lehrer sind, von diesen sind 2 eigentlich miserabel."
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1822
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-Direktor Imanuel erstellt einen neuen Lehrplan. Das bedeutet eine Stärkung der Fächer Mathematik, Geographie und Geschichte.
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1823
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Das grundlegend sanierte mittelalterliche Schulgebäude wird eingeweiht.
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1824
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Imanuel gründet die Schülerbücherei.
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1830
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Der 300. Geburtstag des Gymnasium wird gefeiert. Imanuel stellt das Schularchiv zur wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung. Ergebnis ist Friedrich Däckes „Versuch einer Geschichte des Gymnasiums zu Minden". Däcke war ehemaliger Schüler des Gymnasiums.
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1831
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Imanuel richtet am Gymnasium Turnunterricht ein. Damit ist es die erste Schule der Provinz Westfalen mit diesem Unterrichtsfach.
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1838
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Imanuel richtet Realklassen für die nichtstudierende Jugend ein.
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1841
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Auf Imanuels Drängen genehmigt das Kultusministerium, den Schülern des Realzweigs eine staatlich anerkannte Abschlussprüfung abzunehmen. Der Mindener Gymnasialdirektor Imanuel hat damit das Fachabitur erfunden.
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1848
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Abraham Jacobi legt das Abitur ab. Berufswunsch Studium der Medizin in Greifswald. Prof. Dr. Abraham Jacobi (1830-1919) gilt heute als der Vater der Kinderheilkunde in den USA.
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1848
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Direktor Siegmund Imanuel stirbt. Das Mindener Gymnasium gilt jetzt als Musteranstalt.
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1850
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werden Forderungen nach einer baulichen Erweiterung der Schule laut. Wegen der beengten Verhältnisse in der Festungsstadt ziehen sich die Planungen über 20 Jahre hin.
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1873
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wurde die Festung Minden aufgehoben
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1876
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wurde ein Neubau der ganzen Schule auf eingeebnetem Festungsgelände beschlossen.
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1880
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wurde der Neubau eingeweiht und der 350. Geburtstag der Schule gefeiert.
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1884
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wurde die Aula endgültig mit Stuckarbeiten, Parkettboden, Mobiliar und Ölgemälden fertiggestellt. Die Aula gilt als repräsentativster Raum des wilhelminischen Minden.
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1887
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Das bisherige städtische Gymnasium wird nach 357 Jahren in staatliche Trägerschaft übernommen. Der Realzweig wird zu einer eigenständigen lateinlosen Realschule mit sechs Jahrgängen erhoben. Beide Anstalten teilen sich aber nach wie vor Lehrkörper und Gebäude. Das Gymnasium heißt jetzt offiziell „Königliches Evangelisches Gymnasium".
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1898
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Kaisermanöver auf der Minderheide. Kaiser Wilhelm II. lud die „Spitzen der Civilbehörden und eine größere Anzahl angesehener Personen der Provinz" sowie Vertreter der Stadt zu einer „Prunktafel" in der Aula ein.
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1914
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erfolgt die Grundsteinlegung zu einem Neubau, der die Trennung der beiden Schulen ermöglichen soll.
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1914-1918
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Im Ersten Weltkrieg fallen 106 ehemalige und mit Kriegsabitur abgegangene Schüler und ein Lehrer.
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1920
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Der Neubau am Königswall 28 wird fertiggestellt. Das Gymnasium findet hier eine neue Heimat, die Realschule verbleibt am alten Standort.
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1933
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Studienrat Dr. Friedrich Lenz (Latein/Griechisch), jüdischer Abstammung, wurde von Vertretern der NSDAP aus dem Unterricht geholt und von seiner Stelle entfernt.
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1963
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Oberstudiendirektor Hans Busch wird wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft mit der Hitlerjugend zwangsweise beurlaubt und 1937 in den Ruhestand versetzt.
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1936
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Der offizielle Name der Schule lautet jetzt „Staatliches Gymnasium Minden i.W.".
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1937
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Neuer Schulleiter ist Dr. Otto Wiebe, Mitglied der NSDAP.
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1938
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Den jüdischen Schülern wird der Besuch des Unterrichts verboten. Dr. Wiebe meldet Alle Schüler sind in der Hitlerjugend organisiert.
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1939
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In der Schule wird ein Luftschutzkeller errichtet. Zwei Studienräte, vier Referendare und zwölf Schüler werden zur Wehrmacht eingezogen.
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1939-1945
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Der Zweite Weltkrieg machte sich im Schulalltag mehrfach bemerkbar Lehrermangel, Unterrichtsausfall wegen Kohlenmangels, Altstoffsammlungen, später auch Zwangseinsätze von Schülern in der Rüstungsindustrie und bei der Flugabwehr.
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1940-1942
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wurden 19 Schüler „mit dem Reifevermerk zur Wehrmacht entlassen".
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1945
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Seit der Einführung der Abiturprüfung 1789 ist dies das erste Jahr ohne Abiturienten (1944 2 Abiturienten, 1946 14).
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1945
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Oberstudiendirektor Dr. Wiebe wird von der britischen Militärregierung seines Amtes enthoben. Die übrigen Lehrer dürfen nach der Entnazifizierung bleiben.
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1946
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Wegen allgemeiner Nahrungsmittelknappheit wurde die sogenannte Schulspeisung eingeführt.
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1946-1948
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Nachmittags wird das Gebäude von der Bessel-Realschule belegt, da ihr eigenes von der ausgebombten Stadtverwaltung genutzt wird.
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1950
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Ende der Schulspeisung
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1951
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Die Schülermitverantwortung (SMV) wird ins Leben gerufen.
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1955
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feierte das „Staatliche altsprachliche Gymnasium Minden i. W." drei Tage lang sein 425jähriges Bestehen.
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1973
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wird ein Neubau an der Parkstraße eingeweiht. Dafür wurde die Direktorenvilla abgerissen.
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2005
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Das Ratsgymnasium feiert das 475-jährige Bestehen.
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